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Hi!

…und willkommen bei Bklynbabe. Ich bin mit 42 Mama geworden und im Sommer 2018 mit Mann und 6 Monate altem Baby nach New York gezogen. Jede Menge Abenteuer inbegriffen…

Corona macht hungrig und verzweifelt

Corona macht hungrig und verzweifelt

Heute morgen informierte uns die Kita-Leitung, dass der Mann von Matilda’s Kindergärtnerin an Covid-19 verstorben sei. Ich kenne Ms. Chang erst seit wenigen Wochen, mag sie aber sehr gern. Sie ist geschätzt Ende 40, vermutlich hatte ihr Mann eine Vorerkrankung, wir wissen es nicht. Am Ende der E-Mail gab es einen Spendenaufruf, denn Mr. Chang sei der Hauptverdiener in der Familie gewesen und man versuche, Ms. Chang finanziell zu unterstützen in dieser schwierigen Zeit. Das ist für mich der Unterschied zwischen Deutschland und den USA. Traurig und tragisch ist ein solcher Schicksalsschlag in beiden Ländern. Doch hier kann eine Familie durch einen solchen ganz schnell auf der Straße landen. Ms. Chang hatte bereits seit Wochen nicht mehr gearbeitet, um ihrem Mann beistehen zu können. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall haben hier die wenigsten. Dazu kommen sehr wahrscheinlich hohe Arztkosten - zumindest Zuzahlungen, falls die Familie eine Krankenversicherung hat. Dann fällt von heute auf morgen ein Gehalt weg und das gesamte Kartenhaus stürzt in sich zusammen. 

Viele Familien in den USA brachte bereits die Schließung von Schulen und Kitas an ihr Limit. Nicht im Sinne von „wie bekomme ich es gewuppt, mein Kind neben dem Job zu unterrichten und  zu unterhalten“. Eher im Sinne von „wie kann ich meine Kinder ernähren?“. Viele Eltern kalkulieren mit ein, dass ihre Kinder Mittagessen und Snack in der Schule bekommen. Umsonst. Wenn nun eine Mutter plötzlich Lunch und Snacks für drei kids bereitstellen muss, ist das Haushaltsbudget schnell gesprengt. Sobald die Schließung von Schulen und Kitas öffentlich gemacht war, sprießen die Initiativen wie Pilze aus dem Boden: „Feed your kids“, „healthy nutrion for every kid“. Verzweiflung ist nah, man kann sie förmlich riechen. Doch vorher kommt die „Ist-doch-eh-alles-egal-Phase“. 

Seit Wochen liegt überall Hundescheisse auf den Gehwegen. Es häufen sich die Anzeichen, dass unser hood verroht. Der Müll auf den Straßen hat sich verdoppelt und zu dem Obdachlosen, der seit eh und je sein Quartier am Deli an der nächsten Ecke aufgeschlagen hatte, haben sich drei weitere traurige Gestalten gesellt. In Hauseingängen und öffentlichen Treppen wird hemmungslos Alkohol getrunken und Gras geraucht. 

Gestern wurden uns drei amazon Päckchen geklaut, die der UPS Mann vor die Tür der Erdgeschosswohnung gelegt hatte. Statt unserer Pakete lagen da plötzlich drei Schuhe, vermutlich bei den Nachbarn geklaut und - da nicht in der passenden Größe - gleich wieder aussortiert. Möglicherweise war der Dieb auf Supermarktlieferung aus, Verzweiflung macht erfinderisch. Und dreist. Irgendwann auch gewalttätig. Während die Deutschen Toilettenpapier hamsterten, haben viele US- Bürger sich erst einmal eine Waffe besorgt oder ihr Arsenal aufgestockt.

Wir haben uns einen Baseballschläger gekauft. Der steht jetzt neben der Haustür, für alle Fälle. Ein komisches Gefühl… Es stimmt, was ich irgendwo von einem Zukunftsforscher gelesen habe. Nach Corona wird nicht mehr das schicke Auto in der Garage das Wichtigste sein, sondern gute Nachbarn. Nachbarn, auf die man sich verlassen kann. Nicht nur, wenn man ganz dringend zwei Tassen Mehl braucht.

The sudden death of small talk

The sudden death of small talk

Friede, Freude, Bastelstunde

Friede, Freude, Bastelstunde