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Hi!

…und willkommen bei Bklynbabe. Ich bin mit 42 Mama geworden und im Sommer 2018 mit Mann und 6 Monate altem Baby nach New York gezogen. Jede Menge Abenteuer inbegriffen…

100 Tage Heimat

100 Tage Heimat

Seit gut drei Monaten sind wir zurück in Frankfurt und die meist gestellte Frage von Freunden und Bekannten ist stets: Vermisst Du Brooklyn? Ich möchte immer antworten wie bei Radio Eriwan: Im Prinzip ja, aber… Es gibt bei dieser Frage kein klares Ja oder Nein. Nur ein Ja und Nein. Zunächst einmal vermisse ich natürlich die lieben Freunde, die ich in Brooklyn gefunden habe. Die Dichte an warmherzigen, lustigen, energetischen und lebensbejahenden Menschen war enorm, eine gute Handvoll von diesen ist mir sehr ans Herz gewachsen. Auch die Leichtigkeit der Leute fehlt mir manchmal, diese Bereitschaft, lieber über etwas zu lachen, als sich darüber aufzuregen. Dann natürlich das Stooping - diese urtypische Lebensart in Brooklyn, dass sich das Leben mehr auf den Treppen vor der Haustüre als im Garten hinter dem Haus abspielt. Wir haben es geliebt!  Last but not least, vermisse ich das Wetter. Um diese Zeit herum trug ich bereits meine New York Uniform: Shorts, Birkenstocks, Top. Und das dann einfach mal 5 Monate am Stück. Jeden einzelnen Tag. Und selbst wenn es mal regnete, war es ein  warmer tropischer Regen. Die Moskitos… Gut, die sind ein anderes Kapitel. Die Beständigkeit, mit der wir mit einem blauen Himmel und strahlender Sonne rechnen konnten? Unbezahlbar!

Und dennoch. Wir sind glücklich, wieder in Deutschland zu sein. Und dankbar! Nicht nur dafür, dass wir uns einfach so ins Auto setzen und unsere Familien besuchen können. Wir sind auch dankbar dafür, dass es in Deutschland einen so guten Durchschnitt gibt. Hört sich unsexy an, ist aber ein Riesenkompliment an dieses Land. Ich komme mir immer noch vor wie Alice im Wunderland, wenn ich durch den DM schlendere. Welches Badesalz hätten’s denn heute gern? Ich teste mich durch das Sortiment ohne davon arm zu werden. Luxusgüter im Alltag, bezahlbar. Und dann die Qualität der Lebensmittel! Der Speck schmeckt endlich wieder nach Speck, die veganen Schnitzelvarianten liebt selbst unserer Tochter und die Tomaten sind herrlich süss. Ziegenkäse im Speckmantel für noch nicht mal 3 Euro? Hätte ich in Brooklyn wenn überhaupt nur in einem Feinkostladen bekommen und dann sicherlich 12 Dollar gezahlt. 

Dankbar sind wir aber auch für die Sicherheit, die dieses Land seinen Bewohnern gibt - in so vielerlei Hinsicht. Wer hier an einer schweren Krankheit erkrankt, muss zumindest nicht zudem noch Angst haben, seine Existenz zu verlieren. Die Kosten sind transparent, die Ärzte allesamt nicht nur kompetent und nett, sie nehmen sich auch unglaublich viel Zeit. 45 Minuten sassen wir beim Kennenlerntermin mit Matildas Kinderarzt zusammen und verließen die Praxis in dem guten Gefühl, dass sich da wirklich jemand für sie und uns interessiert. Überall begegnet man Kompetenz - die Apothekerinnen beraten wirklich und verweisen nicht bei jeder Frage an den Arzt, Verkäufer geben ungefragt Empfehlungen und kennen ihre Produkte. Die Deutschen, so scheint mir, haben einen hohen Anspruch an ihren Job und fühlen sich schlecht, wenn sie eine Frage nicht beantworten können. Ich fühle mich überall kompetent beraten und aufgehoben. Und sicher. Als wir kürzlich Eis essen waren, radelte ein schräger Typ immer wieder vor der Eisdiele vorbei, schrie in einer fremden Sprache auf alle dort in der Schlange Wartenden ein, sichtlich aggressiv. In Brooklyn hätte mich die Situation sehr gestresst. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann eine Waffe bei sich haben könnte, war nun einmal realistischerweise sehr hoch. Natürlich ist auch in Deutschland nicht alles gold, was glänzt und selbstverständlich hat auch dieses Land seine Baustellen. Ich habe aber dennoch das Gefühl, dass es überschaubare Baustellen sind, an denen man nun eben gemeinsam arbeiten muss. 

Wenn ich in meiner Wetter App morgens versehentlich nach New York wische, die vielen Sonnen sehe und die Fotos meiner US-Freunde von Barbecues und Strandausflügen, dann packt mich noch immer die Wehmut. Meist steige ich dann unter die Dusche, gönne mir ein besonders wohlriechendes Luxus-Duschgel für 3 Euro, freue mich am Ende über die gute deutsche Handbrause, die mir ein kaltes Abduschen ermöglicht und plane in Gedanken unseren ersten Besuch in NYC oder das Wiedersehen mit unseren Freunden in Deutschland und Österreich, wenn diese auf Heimaturlaub sind. Denn das ist ja das Gute: Die lieben Menschen bleiben uns hoffentlich erhalten. Den Alltag mit maximaler Lebensqualität erleben wir so aber nur hier. In der alten Heimat. 

The competition called life

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