IMG_5609.jpg

Hi!

…und willkommen bei Bklynbabe. Ich bin mit 42 Mama geworden und im Sommer 2018 mit Mann und 6 Monate altem Baby nach New York gezogen. Jede Menge Abenteuer inbegriffen…

Schweiß und Tränen

Schweiß und Tränen

Mein Yogastudio in Bedstuy ist winzig, aber die Lehrer sind allesamt großartig. Die Stunde gestern war anstrengend. Glaube ich zumindest. Hier lässt sich das schwer sagen. Denn zusätzlich zum Deckenventilator wird im Sommer auch noch die Klimaanlage angeworfen, die nicht nur die schöne Musik übertönt, sondern es unmöglich macht, auch nur einen Tropfen Schweiß zu produzieren. Ich fühle mich ein bißchen betrogen. Zugegeben - im unklimatisierten Studio in Frankfurt habe ich es gehasst, wenn ich nach dem Yoga noch verabredet war, mit hochrotem Kopf einlief und selbst noch eine Stunde nach der Stunde mit dem Nach-Schwitzen zu kämpfen hatte. Jetzt vermisse ich das. Schweisstropfen, die den Rücken hinunterlaufen, Hände, die auf der Matte abrutschen… Nicht nur waren diese der sichtbare Beweis, dass ich etwas leistete. Wenn die ersten Tropfen auf der Matte aufschlugen, wusste ich auch, es war Zeit, einen Gang zurückzuschalten. Eine Art gesunder Gradmesser der Anstrengung also. 

Um all das fühle ich mich nun betrogen. Ich gehe regelmässig genauso frisch und trocken aus dem kleinen Studio, wie ich hineingegangen war. Keine Spur der Anstrengung, nichts. 

Es scheint fast so, als würden die Amerikaner nicht gerne körperlich sein in der Öffentlichkeit. Kein Oben-Ohne Sonnenbaden, kein Urinieren, kein gemeinsam produzierter Schweiss. 

Und gleichzeitig fällt es ihnen so leicht, öffentlich Emotionen zu zeigen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht Zeuge eines Streits werde. Menschen schreien auf der Strasse in ihr Telefon, beten innbrünstig auf dem Bürgersteig, weinen in der U-Bahn. In der Sitcom „How I met your mother“ gibt es eine Folge, in der man der hübschen Kanadierin erklärt, wann sie eine echte New Yorkerin sei. Eine Lautsprecherdurchsage in der U-Bahn zu verstehen, war eines dieser Kriterien. Außerdem: Eine Kakerlake mit der blossen Hand töten und in der U-Bahn hemmungslos heulen, ohne sich Gedanken zu machen, was die anderen denken. Ob ich den Status einer echten New Yorkerin jemals erreichen werde, bleibt angesichts dieses letzten Kriteriums fraglich. Ich habe kein Problem damit, öffentlich Schweiss zu vergießen. Aber meine Tränen vergiesse ich lieber zuhause. 

Have a good one

Have a good one

Guter Durchschnitt

Guter Durchschnitt