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Hi!

…und willkommen bei Bklynbabe. Ich bin mit 42 Mama geworden und im Sommer 2018 mit Mann und 6 Monate altem Baby nach New York gezogen. Jede Menge Abenteuer inbegriffen…

Nur nicht krank werden!

Nur nicht krank werden!

Das dachte ich mir in diesem Land schon vor Corona. Bei meinem Hausarzt in Frankfurt fühlte ich mich immer gut aufgehoben, hier gibt es das Prinzip Hausarzt nicht wirklich. Es gibt zwar Allgemeinmediziner mit eigener Praxis, doch diese besucht man eher für allgemeine Checkups oder jährlich wiederkehrende Untersuchungen. Mit akuten Dingen, von der fiesen Erkältung bis zum Schnitt im Finger, geht man in die „urgent care“ - eine Art Zwischending zwischen allgemeinmedizinischer Praxis und Notfallaufnahme im Krankenhaus. Letztere zu entlasten, ist der Sinn dieser Urgent Cares. Erscheinungsbild und Serviceleistung sind je nach Wohngebiet sehr unterschiedlich. In der Urgent Care bei uns um die Ecke habe ich heimlich ein Foto des Behandlungsstuhles gemacht. Er sah aus wie ein Folterinstrument aus dem Mittelalter. Die Praxiseinrichtung stammte sicherlich aus den 80ern, alles wirkte eingestaubt und irgendwie improvisiert. Die Ärztin war dann überraschend gut, zu ihr wäre ich tatsächlich nochmals gegangen. Wenn das denn möglich wäre. Denn natürlich weiss man nie, wer eben gerade in der Praxis praktiziert. Wie in vielen anderen Praxen auch. Mein Freundin Rachel hatte selbst hochschwanger nie den einen Frauenarzt/ die eine Frauenärztin ihres Vertrauens. Sie machte für jeden Checkup einen Termin und guckte dann, wer gerade da war. Ich bin da hoffnungslos monogam und baue zu meinen Ärzten gerne ein nicht unbedingt persönliches, aber eben doch vertrautes Verhältnis auf. 

Was es in den USA so anstrengend macht, krank zu werden: Die Kosten sind völlig unvorhersehbar. Nun sind wir in der glücklichen Lage, dass wir über die Firma meines Mannes gut versichert sind und zudem eine private Zusatzversicherung haben. Und dennoch wissen wir nie, ob und wieviel wir möglicherweise doch aus eigener Tasche zahlen müssen. Im Sommer konnte Matilda ihren rechten Arm plötzlich nicht mehr bewegen. Es war ein Samstag Abend und wir fuhren sofort ins Krankenhaus in die Kinder-Notaufnahme. Nicht in Brooklyn, sondern in ein Krankenhaus in Manhattan, das einen sehr guten Ruf hatte. Die Wartezeit war ok. Der Kinderarzt stellte schnell fest, dass das Ellbogengelenk ausgerenkt war. Ganz sanft renkte er es binnen weniger Minuten wieder ein und Matilda war von einer Sekunde auf die andere wieder die Alte. Es war so offensichtlich, dass es ihr gut ging, dass auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden konnte. Kosten für diese Behandlung: 3.000 Dollar. Zumindest im ersten Anlauf. Die Rechnung ging an unsere Krankenversicherung, die das Krankenhaus auf ungefähr die Hälfte runterhandelte. Wir selbst mussten letztendlich „nur“ ein paar hundert Dollar selbst zahlen. Was blieb, war die unangenehme Frage, wie viel das Ganze gekostet hätte, wenn man eben doch eine Röntgenaufnahme gebraucht hätte? Oder möglicherweise etwas genäht hätte werden müssen? Dass viele Amerikaner hier nur im absoluten Notfall zum Arzt bzw. in die Notaufnahme gehen, kann ich nach dieser Erfahrung viel besser verstehen. Auch, dass sich Krebskranke noch während ihrer Chemo ins Büro schleppen. Denn die meisten Versicherungen übernehmen den Arbeitsausfall nicht. Wer nicht arbeitet, verdient kein Geld. Punkt. Viel zu viele Amerikaner gingen durch eine schlimme Erkrankung in der Familie bankrott, weil sie die Behandlung zu großen Teilen selbst übernahmen. Unvorstellbar für uns Europäer.  Aber leider Fakt. 

Kürzlich meinte ich, einen Knoten in der Brust entdeckt zu haben. Es stellte sich ganz schnell als Irrtum heraus. Doch mein erster Gedanke war nicht etwa, ob gutartig oder bösartig. Mein erster Gedanke war: „Oh mein Gott, das wird bestimmt teuer“.

The competition called life

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Party made in Bedstuy

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