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…und willkommen bei Bklynbabe. Ich bin mit 42 Mama geworden und im Sommer 2018 mit Mann und 6 Monate altem Baby nach New York gezogen. Jede Menge Abenteuer inbegriffen…

Darwin vs David

Darwin vs David

Matilda schubste neulich ein Mädchen, das ihr nicht schnell genug die Rutsche hinunterrutschen wollte. Geduld ist im Hause Solfrian leider nicht sehr verbreitet. Jörn blickte unserer Tochter tief in die Augen und erklärte ihr sehr bestimmt, dass „wir nicht schubsen“ und das nicht nett sei. Ich sass etwas abseits und hörte, wie sich die Mutter des Mädchens daraufhin überschwänglich bedankte. Nicht nur einmal, mehrmals. Sie wüsste das sehr zu schätzen und es sei ja so selten, dass Eltern so reagierten. Meist würden sie nur mit den Achseln zucken und sich auf folgendes Credo zurückziehen: „They will figure it out themselves“. Der Satz hallte noch lange nach in mir. Ich fand die Vorstellung erschreckend, denn bei einem Streit unter Kleinkindern war absehbar, wie ein solcher enden würde: Der körperlich Überlegene und/oder Größere würde natürlich in den allermeisten Fällen gewinnen. Ist das etwas, was ich meinem Kind vermitteln möchte? Dass der Stärkere nunmal meist gewinnt? Sicherlich nicht! Ich möchte Matilda gute Manieren beibringen, Geduld und dass man Rücksicht auf andere nimmt. 

Wundern tat es mich nicht, dass in diesem Land eine solche Cowboy-Kultur schon bei kleinen Kindern gepflegt wurde. Wie sonst sollte es möglich sein, auf so viele Menschen zu treffen, die so überhaupt keinen Gemeinsinn zu haben scheinen? Die Erfahrung hatte mich in dieser Stadt gelehrt, dass es immer zu meinem eigenen Nachteil war, auf andere Rücksicht zu nehmen. Ein Beispiel? Ich stelle mich an der Dusche am Strand mit respektvollem Abstand an und werde sofort von zwei Männern überholt, die keine Sekunde nachdenken, warum ich da wohl stehen mag. Ich platziere den Kinderwagen in der kleinen Bäckerei so, dass er möglichst wenig stört und sofort steht bereits jemand vor mir in der Schlange. Ich könnte das endlos fortsetzen. Letztlich muss man sich nur den Präsidenten dieses Landes ansehen, um zu verstehen, warum das Gesetz des Dschungels in diesem Land absolute Gültigkeit hat. 

Doch um auf die Kleinkinder zurückzukommen… Manchmal klären sie ihren Disput tatsächlich untereinander. Letztes Wochenende gastierten wir auf einem Spielplatz in Dumbo und Matilda setze sich zu einer Gruppe von Kindern in den Sandkasten. Das größte der Mädchen hatte dunkle Locken und einen ernsten Gesichtsausdruck. Sie war sicherlich einen Kopf größer als Matilda und ganz klar die Anführerin. Sie gab den kleineren Kindern strenge Spielvorgaben und hatte einen Luftballon an den Sandkasten gebunden, der eine magische Anziehungskraft auf unsere Kleine ausübte. Als Matilda zum wiederholten Male versuchte, den Ballon zu greifen, wurde der Lockenkopf erst sehr laut und dann sehr böse und brachte den Ballon schließlich seiner Nanny, damit diese ihn im Kinderwagen verstecken sollte. Ich erklärte meiner verwunderten Tochter, dass eben nicht alle Kinder gerne teilen und dass man das akzeptieren müsse. Matilda hörte aufmerksam zu, lief zurück zum Sandkasten und kippte dem Mädchen eine Schaufel Sand auf den Kopf - sie ließ die Sandkörner ganz langsam in die dunklen Locken rieseln. Dann drehte sie sich um und spielte woanders weiter. Was soll ich sagen? Ich war verdammt stolz auf meine Tochter. 

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Danke Corona!

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